Die Fernbedienung wird 60 Jahre

60-Jahre-Fernbedienung60 Jahre ist es nun her, seitdem die erste Fernbedienung für Aufsehen in deutschen Privathaushalten sorgte. Viel zu schalten gab es damals allerdings nicht: 1954 war die ARD das einzige Fernsehprogramm, das die heimische Flimmerkiste auf Knopfdruck ausstrahlte. Für den deutschen Markt war die Erfindung der Fernbedienung, die bereits 1948 in den USA entwickelt worden war, daher zunächst mehr oder minder überflüssig. Erst mit dem Sendestart des ZDF im Jahr 1963 sollte sich dieser Umstand ändern – bis dahin war die kabelgebundene Fernbedienung lediglich für die Funktionen „Ein/Aus“ und „Laut/Leise“ nützlich.

Als die erste Fernbedienung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem deutschen Markt eingeführt wurde, gehörte sie noch längst nicht zum Standardzubehör eines jeden Fernsehapparates, so wie es heute der Fall ist. Der kleine praktische Kasten musste stets separat erworben werden. Ab 1975 schließlich wurden Fernseher serienmäßig mit einer Fernbedienung ausgestattet, die seit 1956 schon per Ultraschall funktionierten. Der erste drahtlose „Zauberschalter“ stammte von der Firma Tonfunk und war zunächst für Radiogeräte gedacht, 1959 folgte die ultraschallgesteuerte Fernbedienung für Fernseher.

Die kabellose Übertragung von Schaltbefehlen war in den 1950er Jahren eine kleine Sensation: in der Entwicklungsphase der Ultraschalltechnik gab es einige Experimente, die rückblickend seltsam anmuten. So wurde ein Fernsehgerät entwickelt, bei dem der Zuschauer in die Fernbedienung pusten musste, die einer Hundepfeife glich. Der erzeugte Ton schaltete das TV-Gerät an oder aus. Robert Adler, ein Österreicher, experimentierte mit dem Bedienungsmodell „Space Commander“. Im Innenleben des Gerätes schlug ein Hämmerchen auf einen Stab, ähnlich wie bei einem Klavier; der erzeugte Ultraschallton löste eine Aktion bei dem Fernsehapparat aus. Da sich diese Techniken im Praxisalltag als unzuverlässig erwiesen, wurden sie bald durch die Infrarot- und Funk-Übertragung abgelöst.

Mit dem Aufkommen des Kabelfernsehens in den 1980er Jahren war die Fernbedienung aus den Haushalten nicht mehr wegzudenken: das „Zapping“ – das schnelle Wechseln zwischen den Kanälen – war geboren.
Heute gibt es nach einer Schätzung der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, kurz GFU, circa 125 Millionen Geräte aus der Unterhaltungselektronik, die mit Hilfe einer Fernbedienung verwendet werden. Die Bedienungen sind mittlerweile multifunktional und steuern mehrere Endgeräte gleichzeitig. Ob der Fernseher, der DVD- oder Blu-ray-Player, die Hi-Fi-Anlage oder der Festplatten-Recorder, alle sollen schnell und unkompliziert vom heimischen Sofa aus bedient werden können. Oftmals dient die Fernbedienung zur Steuerung eines nahezu vollständig vernetzten Heims. – Da ist es kaum verwunderlich, dass die Industrie viel Geld und Mühe in die Entwicklung immer besserer und ansprechender gestalteter Fernbedienungen investiert. Der anspruchsvolle Endkunde von Heute erwartet schließlich ein Produkt, das nicht nur einfach zu bedienen ist, sondern auch gut aussieht. Tatsächlich kann für die Kaufentscheidung eines neuen LCD-Fernsehers oder Blu-ray-Players mitunter das Design der Fernbedienung von Bedeutung sein: schließlich ist sie es, die uns beinahe täglich das Leben erleichtert und den lästigen Gang zum Gerät erspart.